Vision

Schönheit – Würde – Unterschiedlichkeit

 

Ich sehe meine Bilder an Orten, wo beim gemeinsamen Betrachten offene, ehrliche, spannende Gespräche entstehen können –  von Frau zu Frau und zwischen Frauen und Männern. Sei es in Praxen und an Orten für Frauengesundheit oder in Ausstellungen, Orten der achtsamen Begegnung, – und natürlich in der Intimität der eignen Zimmer. Für Sie persönlich kann ein Bild vielleicht Symbol sein, um sich an Ihre einzigartige Schönheit und Würde zu erinnern – oder ein Geschenk, das Sie Ihrer Beziehung und Partnerschaft widmen möchten.

 

Soviel konnte ich schon beobachten- das (gemeinsame) Anschauen der Yoni-Bilder löst die Zungen. Fragen und Gespräche kommen auf über Aussehen, Anatomie, Älterwerden, Bewertungen, Gebären, Krankheit, Traumata, Partnerschaft, Sex, Lust, Liebe und vieles mehr. Und wenn wir Sprache finden, wo Sprachlosigkeit war, können wir anfangen zu gestalten und mit anderem Selbst-Verständnis unser Frau-Sein definieren.

 

 

Ein paar Gedanken zum gesellschaftspolitischen Kontext

 

In ihrer Kulturgeschichte der Vulva „VULVA – Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“  hat Mithu M. Sanyal es beeindruckend herausgearbeitet: Über Jahrtausende wurden wesentliche Aspekte des Weiblichen in der gesellschaftlichen Darstellung diffamiert und in Sprachlosigkeit gedrängt – in Alltag, Medizin, Mythologie, Religion, Literatur und Kunst. Selbst uns mangelt es immer noch an Worten, die uns gefallen, um unser Geschlecht zu benennen und über es zu sprechen.

Was einst heilig war, wurde des Teufels und war schließlich kaum mehr der Rede wert. Und so wurde und wird Macht ausgeübt.

 

Wie werden Frauen in unserer und anderen Gesellschaften gesehen?

Wie sehen wir Frauen uns selber?

Wo stehen wir in der Gesellschaft? Wo wollen wir stehen?

Mag ich mich, wie ich bin?

 

 

der stoff

als ich aufhörte in anderen ein zuhause zu suchen
und mir in meinem eigenen innern ein zuhause aufbaute
fand ich heraus dass es keine inniger verschlungenen wurzeln gibt
als die zwischen einem körne und einem geist
die beschlossen haben gemeinsam vollständig zu sein

 

rupi kaur

aus dem

schau auf deinen Körper hinunter
und flüstere
es gibt kein zuhause wie dich

danke

 

rupi kaur

die frauen sind …

Ein Wort zur Pornographie

 

Es gibt keine schlimmeren Ausschweifungen als das Denken.
Dieser Übermut wuchert wie das windblütige Unkraut
auf einem Beet, das für Gänseblümchen bestimmt war.

 

Wer denkt, dem ist überhaupt nichts heilig.
Die Dinge dreist beim Namen zu nennen,
das wüste Analysiere, die zuchtlosesten Synthesen,
nach nackten Fakten hemmungslos wild zu jagen,
heikle Themen lüstern betasten,
Ansichten laichen – das ist sein Spaß.

 

Am hellen Tage oder im Schutz der Nacht
verbinden sie sich zu Paaren, Dreiecken Kreisen.
Beliebig ist hier das Geschlecht und das Alter der Partner.
Ihre Augen glänzen, ihre Wangen glühn.
Ein Freund bringt den anderen zu Fall.
Die aus der Art geschlagenen Töchter verderben den Vater.
Der Bruder verkuppelt die jüngere Schwester.

 

Denen munden andere Früchte
vom verborgenen Baum der Erkenntnis
als die rosigen Hintern aus Illustrierten,
diese ganze im Grunde treuherzige Pornographie.
Die Bücher, die ihre Lust erregen, sind nicht bebildert.

 

Einzige Abwechslung bieten die ausgefallenen Sätze,
die man mit dem Fingernagel oder dem Buntstift anstreicht.

 

Schrecklich, in welchen Stellungen,
wie zügellos simpel
der eine Geist den anderen zu befruchten vermag!
Selbst dem Kamasutra sind solche Stellungen fremd.
Während dieses Beisammenseins kocht höchstens der Tee.
Die Menschen sitzen auf Stühlen, bewegen die Lippen.

 

Jeder schlägt sich selbst ein Bein über das andere.
Auf diese Weise berührt ein Fuß den Boden,
der zweite baumelt frei in der Luft.
Nur manchmal steht jemand auf,
geht ans Fenster
und guckt heimlich durch den Gardinenschlitz
auf die Straße.

 

Wistava Szymborska

 

 

 

 

 

ist poesie!

eine billionen – dollar – industrie würde zusammenbrechen
wenn wir glauben würden dass wir bereits schön genug sind

 

rupi kaur